Sissel Tolaas ist Künstlerin und Geruchsforscherin. Sie erforscht seit Anfang 1990 die Bedeutung des Geruchs in unterschiedlichen Bereichen von Wissenschaft, Kunst und Design. Daraus entwickelte sie eine Vielzahl von Archiven, z. B. von Geruchsmolekül-Aufnahmen und -Replikationen, mmPara sounds & phonetics. 2004 gründete sie das Smell Research Lab Berlin, unterstützt von IFFInc.US, 2010 das Institute of Functional Smell Coding und 2016 die Future of Education Platform. Letzteres eine Zusammenarbeit der Nanyang Technical University Singapur und der Future Education PF, Berlin. Seit 1998 hat Tolaas 55 City SmellScape-Forschungsprojekte von, für und mit Grossstädten auf der ganzen Welt durchgeführt. Ausserdem erforscht sie das Thema des Geruchs im Zusammenhang mit dem Aussterben in verschiedenen Kontexten, wie z. B. der Biodiversität und sensorischen Ökologie der Weltmeere, oder der Morbidität und dem Verfall von Detroit (2018) und arbeitet aktuell an einem Geruchsarchiv für die Ruinen Pompejis.

Christina Agapakis ist eine synthetische Biologin und Künstlerin. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit hat sie Enzyme untersucht, die an der Herstellung von Biokraftstoffen beteiligt sind, sowie ökologische Designprinzipien für die synthetische Biologie und die Evolution von Mikrobengemeinschaften im Boden. Als Künstlerin hat sie die mikrobielle Vielfalt Kaliforniens kartiert, halophile Bakterien aus dem Saltonsee isoliert und Käse aus Bakterien hergestellt, die auf der menschlichen Haut leben. Bei Resurrecting the Sublime (2019) arbeitete sie mit Sissel Tolaas und Daisy Ginsberg zusammen, um den Duft einer ausgestorbenen Blume zu reproduzieren. Seit 2015 arbeitet sie als Kreativdirektorin von Ginkgo Bioworks, wo sie sich mit den Menschen, der Politik und der möglichen Zukunft der synthetischen Biologie auseinandersetzt und sich für offenere, gerechtere und erneuerbare Technologien einsetzt.

Ingo Niermann ist Schriftsteller und Künstler. Sein Debüt gab er mit dem 2001 erschienenen Roman Der Effekt. Seit seiner Essaysammlung Umbauland (Suhrkamp, 2006) ist er Herausgeber der spekulativen Buchreihe Solution (Sternberg Press). Niermann initiierte zahlreiche Projekte: Im Jahr 2000 war er Mitbegründer des revolutionären Kollektivs Redesigndeutschland; 2007 konzipierte er the Great Pyramide (z.D. die grosse Pyramide), ein Grabmal für alle Menschen, das weltweit für Schlagzeilen sorgte; 2014 baute er zusammen mit Rem Koolhaas Vote in Gwangju, Korea, ein Werkzeug für öffentliche Abstimmungen. Seit 2016 arbeitet Niermann mit der Filmemacherin Alexa Karolinski zusammen. Ihr Film Army of Love (2016) wurde auf der 9. Berlin Biennale uraufgeführt und war seitdem in Ausstellungen im Centre Pompidou, MACBA, Castello di Rivoli, CCCB und auf der Wiesbaden Biennale zu sehen. Ihr zweiter Film, Oceano de Amor (2020), war Teil einer dreimonatigen Ausstellung in der Londoner Galerie Auto Italia. Sein Podcast Ocean Wants (2021) konfrontiert die Menschheit mit den Lebewesen des Ozeans.

Am Max-Planck-Institut in Konstanz arbeitet Alex Jordan in der Forschungsgruppe zu Verhaltensevolution an einer grundlegenden Frage: Wie entwickelt sich Sozialverhalten? Er stellt diese Frage, indem er seine Studien in der Natur, oft unter Wasser, ansiedelt. Auf der Suche nach der Antwort geht seine Forschung über die Grenzen und die üblichen Dimensionen seiner Disziplin hinaus – von der Neurobiologie sozialer Interaktionen über die Entwicklung der Kognition bis hin zur Ökologie ganzer Gemeinschaften. Jordan macht sich die jüngsten Fortschritte im Bereich des maschinellen Lernens und der automatisierten Verfolgungstechniken zunutze, verankert sie jedoch in Verhaltensexperimenten, die er in der Wildnis durchführt, in der sich die Tiere entwickelt haben. Seine Arbeit führt ihn von alten Seen im afrikanischen Grabenbruch über tropische Riffe im Pazifik bis hin zu Hochlandnebelwäldern in Costa Rica. Neben anderen wissenschaftlichen Höhepunkten konnte er als Erster nachweisen, dass ein Fisch den klassischen Spiegeltest zur Selbsterkenntnis bestehen kann. Die innovativen Methoden zur Erfassung und Analyse komplexer Daten in Jordans Labor haben Partnerschaften in verschiedenen Bereichen angeregt. Jordan hat mit Künstlern und Akademien wie SUPERFLEX, TBA-21 und Tomas Saraceno zusammengearbeitet, um das unerforschte Gebiet der Computerethologie, der tierischen Intelligenz, der Philosophie und der menschlichen Wahrnehmung zu erkunden.

Michelle-Marie Leteliers multidisziplinäres Werk umfasst orchestrierte Transformationen natürlicher Ressourcen sowie eine umfassende, interdisziplinäre Erforschung von Landschaften, deren Ausbeutung und Spekulation. In ihrer Arbeit vermischt sie verschiedene Epochen, Regionen und Gesellschaften und untersucht dabei politisch-ökonomische, historische und kulturelle Aspekte. Leteliers Arbeit hat gesellschaftspolitische Züge, denn sie reflektiert die Globalisierung, die zunehmende Verknappung der Rohstoffe und die Krise des neoliberalen Modells. Sie verbrachte ihr frühes Leben in Chuquicamata, einem Gebiet mit Kupfervorkommen in der Atacama-Wüste, das seit vorspanischer Zeit abgebaut wird, im Salpeterkrieg von Chile annektiert wurde und in dem sich die größte Kupfermine der Welt befindet. Als die Stadt aufgrund einer neuen Bergbaupolitik begraben werden sollte, kehrte Letelier zurück, um diesen Prozess zu dokumentieren – ein entscheidender Moment in ihrer künstlerischen Karriere. Seit ihrer Niederlassung in Berlin im Jahr 2007 beschäftigt sie sich vor allem mit den folgenden spezifischen Ressourcen: Kohle, Kupfer, Salpeter, Wind und Lachs.

Professorin Karin Pittman ist eine international erfahrene kanadische Meeresbiologin, die seit 1982 kontinuierlich publiziert. Sie hat in Europa, Nordamerika und vielen Entwicklungsländern im Rahmen von NORAD, FAO und verschiedenen anderen NROs sowie bilateralen Programmen im Bereich Fischerei und Aquakultur gearbeitet. Sie erhielt 2013 den Erfinderpreis von Hordaland und 2016 den norwegischen Thon-Preis für herausragende Leistungen in der Lehre. Im selben Jahr wurde sie für die Erfindung der Mucosal Mapping-Technologie, die heute unter dem Namen Veribarr™ bekannt ist, mit einem Preis für globale Führungsqualitäten und Innovationen in der Aquakultur ausgezeichnet. Sie hat in vielen Ländern Fischzucht und Larvenaufzucht gelehrt und den ersten fischbasierten Gesundheitsstandard mit Schwerpunkt auf Schleimhautbarrieren entwickelt. Als Forscherin hat sie sich mit der Entwicklung von Eiern und Larven und der Metamorphose mariner Arten, Epigenetik, Nährstoffaufnahme, Veränderungen im marinen Ökosystem und Aspekten der Fischgesundheit beschäftigt. Sie ist die Produzentin und Librettistin der Rockoper Fish to Mars (2017). Sie ist Professorin am Fachbereich Biologische Wissenschaften (BIO) der Universität Bergen, Norwegen, wissenschaftliche Leiterin des Start-ups QuantiDoc und Entwicklerin eines ethischen Rollenspiels über Wissenschaft, Aquakultur und soziale Auswirkungen.

Zheng Bo ist Kunstschaffender, Forscher und Lehrer, der für seine unorthodoxe Herangehensweise an artenübergreifende Beziehungen bekannt ist. Er kreiert Unkrautgärten, lebende Slogans und Öko-Queer-Filme. In seinem laufenden Projekt Pteridophilia (2016-heute) untersucht er die Koexistenz von Menschen und Farnen, die auf gegenseitigem Verständnis und Vergnügen beruht. Im zweiten Kapitel (2018) kopuliert der Protagonist mit einem Farnnest und isst es dann, was Fragen über Moral aufwirft, da es in Ordnung scheint, Pflanzen zu essen, aber nicht, mit ihnen Liebe zu machen.

Matthias Rillig ist Professor für Ökologie am Institut für Biologie der Freien Universität Berlin. Sein vielseitiges Forschungsgebiet ist die Boden- und Pflanzenökologie. Zu seinen Forschungsinteressen gehören die Symbiose von Pilzen mit Pflanzen und deren Auswirkungen auf die Bodenaggregation. Seine Forschungsgruppe untersucht die Auswirkungen verschiedener Faktoren des globalen Wandels auf Bodenprozesse und Biodiversität sowie auf terrestrische Ökosysteme. Er nutzt Pilze als Modellsysteme, um ökologische Prinzipien zu testen. Rillig leitet mehrere gemeinsame Projekte, darunter «µPlastic», das die Auswirkungen von Mikroplastik auf landwirtschaftliche Böden untersucht.

In ihren Installationen, Videos und Performances untersucht Riikka Tauriainen historische Narrative, postkoloniale Theorien und Genderfragen. Sie bewegt sich entlang der Grenzen von Kunst und Wissenschaft, Fakt und Fiktion. In der Werkserie Hydrocommons beschäftigt sie sich mit hydrologischen Phänomenen und mit einer posthumanistischen Ideenwelt, in der sie untersucht, inwieweit unsere Verwandtschaft mit anderen Körpern als eine zutiefst materialistische Relationalität verstanden werden kann. Tauriainen ist als Dozentin und Mentorin an Kunsthochschulen und Universitäten in einem transnationalen Kontext tätig. Unter anderem an der Zürcher Hochschule der Künste, der F+F Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich, der École de design et haute école d’art du Valais, der Universität Köln, der Universität Potsdam, der HGK FHNW Hyperwerk Basel und der ETH Zürich, Art and Architecture.

Meike Vogt ist leitende Wissenschaftlerin am Institut für Biogeochemie und Schadstoffdynamik der Abteilung Umweltsystemwissenschaften der ETH Zürich. Sie modelliert marine Ökosysteme und untersucht die Zusammenhänge zwischen Struktur und Funktion mariner Ökosysteme im Hinblick auf den globalen biogeochemischen Kreislauf. In ihrer Arbeit verbindet sie Ozeanbeobachtungen mit statistischen und numerischen Modellen von Meeresökosystemen, um die Triebkräfte der gegenwärtigen und zukünftigen globalen Planktonbiogeographie und Biodiversität aufzudecken und die Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels auf diese Systeme zu verstehen. In den letzten Jahren leistete Meike Pionierarbeit bei der Verwendung von statistischen und maschinellen Lernmodellen zum Verständnis der globalen Planktonbiogeografie auf der Grundlage von In-situ-Daten.